meme=brane


Ausstellung

meme=brane ist eine raumfüllende, immersive Klanginstallation - ein autoaktiver Hörraum.
Autoaktiv im Unterschied zu interaktiv bedeutet hier: der Besucher ist nicht aufgefordert, mit dem System auf irgendeine Weise absichtlich zu kommunizieren, es durch irgendwelche sensorischen Eingaben zu wahrnehmbaren Reaktionen zu veranlassen - vielmehr ist es das System, das auf alles hört, was im Raum geschieht. Akustische Äußerungen eines Besuchers sind nur ein kleiner Teil der klingenden Umwelt des Raums. Jedes Geräusch - von Besuchern, von der Strasse, auch vom System selbst - wird registriert, modifiziert und mit sehr unterschiedlich langen zeitlichen Verzögerungen über lange Aluminiumfolienbahnen in den Raum zurückgespielt. Auf diese Weise wird eine Feedbackschleife geschlossen und so wird die Installation zum Speicher und transformierenden Spiegel des klanglichen Geschehens im Raum. Der Besucher kann im Raum zwischen den Folien umherwandern oder die Gelegenheit zum hörenden Verweilen in einem der beiden Hörsessel wahrnehmen.

meme=brane wurde im Rahmen des von Ricardo Climent u.a. organisierten interdisziplinären Projekts S.LOW realisiert, das unter Beteiligung von 34 internationalen Künstlern, Komponisten, Filmemachern, Wissenschaftlern und Ingenieuren im Juli und August 2010 in Berlin stattfand.

Dank an Antonia Schwarz, die Betreiberin der Galerie Projektraum Schwarz in Berlin-Neukölln, sowie an das Team von S.LOW: Ricardo Climent, Iain McCurdy, Ima Picó, Irene Pfeffer und die anderen.

Bild- und Klangmaterial


Klangbeispiele (Mikrofonaufnahmen aus der Galerie):



Programmtext

Branen sind mathematische Konzepte aus dem physikalisch-theoretischen Kontext der String-Theorie. Dort repräsentieren Branen multidimensionale Objekte innerhalb noch höherdimensionaler Raumzeiten, sogenannter Bulks. Gemäß dieser Theorie ist unsere 3-dimensionale Welt an eine D3-Brane gebunden, die ihrerseits in einer 10-, 11- oder 26- dimensionalen Raumzeit existiert. Die meisten der uns bekannten Elementarteilchen und Kräfte bleiben an unsere D3-Brane geheftet, aber es könnte andere Objekte geben, die sich frei zwischen verschiedenen Branen bewegen können, wie etwa das Graviton.

Ein Mem ist eine Einheit, die eine kulturelle Idee, einen Gedanken oder ein Symbol darstellt - analog zu einem Gen, als einer Einheit biologischer Information. Meme benutzen die Kommunikation ihrer Träger (d.h. menschlicher Gehirne) zur ihrer Replikation. Wie die Gene sind sie evolutionären Prozessen unterworfen, wie Vererbung, Variation, Mutation, Selektion usw.

Anmerkungen zur Realisation

Die Wiedergabe der Klänge erfolgt über 16 unregelmäßig im Raum verteilte ca. 3m lange schmale Aluminiumstreifen, die senkrecht zwischen Raumdecke und Fußboden aufgespannt sind. Dazu befinden sich am oberen Ende der Aluminiumfolien spezielle kleine Körperschalllautsprecher, sogenannte Exciter oder Tranducer, die die vom Computer kommenden Audiosignale direkt in die Folien einspeisen und diese somit als Membranen und zugleich als Klang verändernde Resonatoren benutzen. Die "Ohren" der Installation sind zwei kleine von der Decke hängende Mikrofone, die jegliches Geräusch im Raum an den verarbeitenden Computer weiterleiten, wo die vom Mikrofon gelieferten Audiosignale über mehrere unterschiedlich lange Delays (zwischen 30 Sekunden und etwa 10 Minuten) und verschiedene sich ständig verändernde Resonanzfilter geleitet werden. Die so bearbeiteten SIgnale werden schließlich noch mit verschiedenen Methoden statisch oder dynamisch auf die 16 Ausgänge verteilt, woraus sich zusammen mit der realen Position der wiedergebenden Folien die räumlichen Gestalten ergeben.
Die Programmierung dieser Signalverarbeitung erfolgte in SuperCollider.